Auf Burg Hemmersbach in Horrem startete Graf Trips seine Kart-Initiative
Die „Gräflich Berghe von Trips’sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ hatte zusammen mit dem französischen Hotel-Unternehmen Châteauform, seit 2018 Pächter von Burg Hemmersbach, am 16. August auf die Burganlage eingeladen, um an den Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips zu erinnern. Im Mittelpunkt stand der Kartsport, den Graf Trips zu Anfang der 1960er Jahre in Deutschland engagiert förderte.
Im Innenhof der Burg drehte er einst die ersten Runden mit einem Gokart, dass er aus den USA mitgebracht hatte. Seine Idee war es, dieses kleine Sportgerät, angelehnt an ein Tretauto oder Kett-Car und angetrieben von einem Rasenmähermotor, als Ausbildungsfahrzeug für angehende Motorsportler und für unsere Jugend zur Verkehrserziehung zu etablieren.
Nach dem tragischen Tod von Graf Trips am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien in Monza vollendete der Trips’sche Fan-Club den Plan von Graf Trips, in Horrem eine Kartbahn zu bauen und änderte seinen Namen in „Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips – Gokart-Club Horrem e.V.“. In Eigenleistung baute der Club 1964 und 1965 am früheren Ortsrand von Horrem auf familieneigenem Gelände eine Kartanlage. Die Mutter von Graf Wolfgang, Gräfin Thessa, weihte die Bahn am Ostermontag, 19. April 1965, ein.
Zum Programm des Kart-Events auf Burg Hemmersbach:
Durch die Veranstaltung führte Gregor König, „Moderator und Stimme von RTL“.
Das Grußwort überbrachten Jan Kleingeld und seine Frau Maxine im Namen des Unternehmens Châteauform. Familie Kleingeld führt das Kongress-, Seminar und Tagungszentrum auf Burg Hemmersbach.
Anschließend skizzierte die Leiterin des Stadtarchivs Kerpen, Susanne Kremmer, die wechselvolle Geschichte der Burg.
Danach stellte der Vorsitzende der Sportstiftung, Jürgen Schneider, das Ehepaar Kleingeld vor, die den Talkabend erstmals in der Burg ermöglichten und mit ihrem engagierten Team ein beeindruckendes Ambiente im Innenhof der Burg präsentierten, in dem der Kart-Club Kerpen aktuelle Karts ausgestellt hatte. Die interessierten Besucher erfuhren nicht nur profunde Infos zur aktuellen Kart-Szene, sondern wurden zugleich an berühmte Namen von Rennfahrern erinnert, die auf der 1980 eröffneten Manheimer Kartbahn starteten oder dort ihre Karriere begannen. So z.B. Michael und Ralf Schumacher, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Jarno Trulli, Heinz-Harald Frentzen, Ayrton Senna, Lewis Hamilton, Jos Verstappen, Nick Heidfeld und viele mehr.
Als Zeitzeuge erzählte Albert Zingsheim, gebürtiger Horremer, über die Familie Berghe von Trips und seine zahlreichen Besuche auf Burg Hemmersbach.
Der 80 jährige „Trips-Fan” zeigte den Gästen auch die Jacke, die ihm Graf Wolfgang einst geschenkt hatte, als beide auf dem Porsche-Traktor von einem Regenguss bei der Apfelernte auf der Trips’schen Obstplantage überrascht wurden. Weitere amüsante Episoden des „alten“ Trips-Bewunderers: Er erinnere sich noch gut daran, dass er sowohl den Pudel der Familie Trips ausführen durfte und beim Auto-Waschen des BMW 328 der Gräfin Thessa half.
Über die Geschichte des Kartsports, die Mitte der 1950er Jahre in Los Angeles begann, berichtete Jörg-Thomas Födisch, dessen Vortrag mit zahlreichen historischen Bildern von Stiftungsratsmitglied Nils Ruwisch ergänzt wurde.
Die aktuelle Situation des Kart-Klubs Kerpen beschrieb Präsident Andreas Dresen, der Nachfolger von Gerhard Noack wurde. Auch Noack war auf Burg Hemmersbach dabei; in Motorsportkreisen ist er als DER Förderer von Michael Schumacher bekannt.
Dresen: „Wir sind mitten drin in der notwendigen Aufwertung des Erftlandrings und wollen parallel auch die Vereinsstrukturen modernisieren. Wir haben viel zu tun in den nächsten Jahren, können aber auf einer sehr guten Basis weiter aufbauen. Seine Passion, der Kartsport, wäre auch auch deshalb faszinierend, weil dieses kleine Sportgerät in sagenhaften 2,5 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer beschleunigt.“
Alexander Geier hatte sich schon vor seiner Anstellung als Geschäftsführer des Kart-Clubs Kerpen um den Rok Cup des Vereins gekümmert und unterstützte die Jugendförderung gemeinsam mit dem Hauptsponsor RWE. Aktuell berichtete Geier vom heutigen Sportbetrieb auf der Kartbahn Manheim und von der Nachwuchsförderung.
Zu seinem Engagement sagte Geier: „Natürlich hat mich die unglaubliche Historie des Kart-Clubs Kerpen mit insgesamt elf Weltmeister-Titeln in der Formel 1 gereizt. Denn die Herausforderung ist groß, den Kart-Club zu professionalisieren und die Ausrichtung nachhaltig zu gestalten. Darin sehe ich meine Hauptaufgaben. In meiner Funktion als Geschäftsführer kümmere ich mich neben der Unterstützung der ehrenamtlich Aktiven vor allem um die Organisation und Koordination von Renn-Veranstaltungen auf dem Erftlandring und die Auslotung neuer Geschäftsfelder.“
Im Interview stellte Moderator König sportliche Nachfahren des berühmten Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips vor. Seine Anfangserfolge habe er den Erfahrungen auf dem Kart zu verdanken, sagte Peter Richrath, historischer Automobil-Rennsportmeister und Seriensieger bei zahlreichen europäischen Wertungsläufen auf Porsche, Ford GT40 und De Tomaso.
Der Gran Tourismo-Pilot Luca Ludwig fuhr ebenfalls Kart, aber „just for fun“, wie er sagte. Er sei lieber gleich in große Autos gestiegen. Gelernt hatte er es von seinem Vater Klaus, dem dreimaligen Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans (1979, 1984, 1985) und mehrfachen deutschen Rennsport-Champions.
Neben seinen zahlreichen Renneinsätzen arbeitet Ludwig jun. als Instruktor, leitet Rennstrecken-Trainings, absolviert Fahrten mit Gästen im Renntaxi und ist Teil des Instruktoren-Teams von Mercedes und Ferrari, wo er bei verschiedensten Events vor Ort ist. Weiterhin ist er als Moderator bei Präsentation von neuen Fahrzeugen tätig und hält das historische Erbe von Mercedes-Benz als Markenbotschafter lebendig.
Text: JTF/Oliver TrippFotos: Chateauform (1), Frank Kick (2), Rainer Roßbach (7)