52. Belmot Oldtimer-Grand Prix 2025, Nürburgring

Williams FW07, Oldtimer GP 2025

Rückkehr legendärer Formel-1-Rennwagen: Mehr als 40 000 Besucher erlebten am ersten August-Wochenende den Oldtimer-Grand Prix am Nürburgring, obwohl das Event terminlich mit dem erstmals veranstalteten „Klassiker- und Motorfestival“ kollidierte, das im Rittergut Birkhof bei Korschenbroich stattfand (früher bekannt als „Classic Days“ auf Schloss Dyck). Für einen der Höhepunkte sorgten die legendären Formel-1-Rennwagen des unvergessenen Frank Williams und seines Konstrukteurs Patrick Head. Der Williams-Rennstall, damals in Grove (Großbritannien) beheimatet, hatte von 1979 bis 1982 mit dem FW07 Renngeschichte geschrieben.

In der Konstrukteurs-Meisterschaft holten die Briten zwei Titel, wurden einmal Vize-Champion, gewannen zwei Automobil-Weltmeisterschaften (Alan Jones, Keke Rosberg) sowie die Podiumsplätze zwei und drei im Endklassement der Fahrerwertung (Carlos Reutemann, Jones). Diese Erfolgsserie machte Williams zum Top-Team in der Königsklasse.

Mit einem Williams FW07C bestimmte Mike Cantillon, Tabellenführer bei den diesjährigen „Master Racing Legends“ (Formel-1-Rennwagen von 1966 bis 1985), das Geschehen auf dem GP-Kurs. Der Ire entschied beide Läufe für sich, musste aber im ersten Rennen am Samstag – genau wie seine Konkurrenten – hart mit den wechselhaften Wetter-Bedingungen durch die nasse Strecke, die eingeschränkte Sicht und die minimale Haftung kämpfen.

McLaren MP4/1, Oldtimer GP 2025

Cantillon, von der Pole-Position gestartet, hatte bereits im sonnigen Qualifying am Freitag in den ersten fünf Minuten eine Zeit gefahren, die sich als unschlagbar erwies. Den Rest der Session beobachtete der Williams-Pilot von der Boxenmauer aus, als die Konkurrenz vergeblich versuchte, zu kontern. 

Der Japaner Yutaka Toriba verschaffte Williams mit seinem FW07C eine Doppel-Pole, während die zweite Startreihe mit den Tyrrell 011 besetzt war: Jamie Constable stand neben dem amtierenden Champion Matt Wrigley. Werner d’Ansembourg startete aus der dritten Reihe, allerdings nicht in seinem gewohnten Brabham BT49C, dessen Getriebe am Donnerstag bei den Tests kollabierte. Der FW07C seines Vaters Christophe wurde schnell zum Ring gebracht, und der junge Belgier hatte sich bis zum Ende der Session gut „eingefahren“.

Tyrell 011, Oldtimer GP 2025

Als die „Masters Racing Legends“ am Samstag gestartet wurden, hatte es stark geregnet. Cantillon wurde zum Mann der Stunde. Er bestimmte von Anfang an das Geschehen und fuhr Rundenzeiten, die drei bis vier Sekunden schneller waren als die seiner Gegner. Zu Rennende drosselte er das Tempo, um sein Material zu schonen. In der letzten Runde hatte er aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen einen 360-Grad-Dreher, konnte seine siegreiche Fahrt aber fortsetzen. Nachdem Wrigley mit einem gebrochenen Frontflügel aufgeben musste, lieferten sich Constable und d’Ansembourg einen harten Kampf um den zweiten Platz, nachdem Toriba zurückgefallen war. In einem harten Duell schaffte es Constable, seinen Tyrrell vor dem Belgier ins Ziel zu bringen.

Der nächste Tag war bewölkt und trocken – unter diesen Bedingungen erwies sich Cantillon erneut als der Beste: Im zweiten Lauf kämpfte er sich vom fünften Startplatz – der teilweise umgekehrten Startaufstellung – nach vorn, um seinen zweiten Sieg des Wochenendes zu erringen. Der Ire machte schnell die nötigen Plätze gut, auch wenn er mehrere Runden brauchte, um an Toribas führendem Williams vorbeizukommen. Bei einem missglückten Überholversuch beschädigte sich Cantillon den Frontflügel, sodass er das Rennen mit einer Unwucht an seinem FW07C beenden musste. Im Nachhinein stellte sich auch heraus, dass er den Lauf mit einem schleichenden Plattfuß hinten links beendet hatte. Deshalb kamen seine Konkurrenten in den letzten Runden immer näher. Dabei kämpften Constable und d’Ansembourg erneut um jeden Zentimeter, und diesmal gelang es dem Belgier, am Tyrrell vorbeizukommen. In der letzten Kurve konnte d’Ansembourg auch Toriba austricksen, woraufhin drei FW07C im Abstand von einer Sekunde die Ziellinie überquerten und für einen überzeugenden Williams-Dreifachsieg sorgten.

Tyrell 011B, Oldtimer GP 2025

Die Historic Grand Prix Car Association (HGPCA) hatte in diesem Jahr nur die Grand Prix-Frontmotor-Boliden bis 1966 zum OGP gebracht, da die Mittelmotorwagen am letzten Juli-Wochenende in Oulton Park um den Gold Cup fuhren. Ohne jeden Zweifel: wann immer das Programm zwei Masters-F1-Rennen bietet, sind sie die Stars der Show.

John Spiers (Maserati 250F) war am Samstag bei nassen Bedingungen der Beste, ihm gelang es, Richard Wilson im Ferrari 246 Dino in der letzten Runde zu überholen, während Eddie McGuire (Scarab) und Rod Jolley im Lister-Jaguar „Monzanapolis“ die Plätze belegten. Am Sonntag – auf trockenem Asphalt – dominierte Joaquin Folch im Lotus 16. Der Lotus-Pilot konnte Spiers schnell hinter sich lassen und verfolgte Wilson (Ferrari), den er in Runde acht überholte. Hinter Wilson und Spiers wurde Klaus Lehr im Maserati 250F Vierter vor McGuires Scarab.

Maserati 250F

Die Tourenwagen-Fraktion „Golden Ära“ meldete Hochkonjunktur: Mehr als 40 Fahrzeuge aller Epochen standen bereit, und erstmals ging ein Feld, bestehend aus Super-Tourenwagen, an den Start. Prominente Piloten wie Kris Nissen, Roland Asch, Kurt Thiim, Volker Strycek, Altfrid Heger und viele mehr erinnerten in ihren legendären BMW-, Opel- und Mercedes-Boliden an gute, alte Zeiten und sorgten zwischendurch in einer Autogrammstunde für große Publicity.

Beide Rennen gingen an Altfrid Heger im Audi 200 quattro. Der mächtige Audi geriet zu Beginn unter Druck durch Stefan Mückes Ford Sierra Cosworth RS500, doch zur Rennhälfte hatte sich Olivier Meurens, der ehemalige Gabriele Tarquini Seat León WTCC-Fahrer, auf den zweiten Platz vorgearbeitet und dabei auch den Chevrolet Cruze überholt, der einst Tom Coronel gehörte. Dieser Chevy wurde in den Händen von Michael Sadurski zweimal Dritter, während sich Kris Nissens BMW E30 M3 am Sonntag den zweiten Platz sicherte.

Porsche Carrera RSR, OGP 2025

„Golden Ära“ war auch Programmpunkt zweier Rennen des Porsche Classic Cup. In einem Starterfeld bestehend aus zahlreichen RSRs und der GT3 Cup-Rennen verschiedener Generationen. In einem turbulenten ersten Rennen mit einigen Führungswechseln setzte sich Matthias Jocher 964 an die Spitze, während Stephan Jocher in seinem Porsche 996 GT3 RSR am Sonntag den 997 GT3 von Thomas Ardelt besiegte.

Beide Rennen des Graf Berghe von Trips Pokals, organisiert von HRA, Marcel Biehls Organisation für die kleineren Einsitzer-Kategorien, gewann souverän der junge Däne Alexander Weiss in einem Ralt-Alfa Romeo RT35. Am Samstag lag Weiss weit vor Elio Cocciarelli (Ralt-Alfa Romeo RT3).

Am Sonntag belegte Ralf Gorals Reynard-Opel den zweiten Platz vor Daniel Hornung in einem Dallara-Alfa Romeo 388.

Dallara F386, OGP 2025

Zusammen mit Palle Birkel und Pedersen dominierte Weiss auch das traditionelle Abendrennen für Sportwagen. Ihr Ginetta G4R überrundete das restliche Feld, und selbst nach dem Boxenstopp behielt das dänische Duo seinen deutlichen Vorsprung. Am nächsten Tag schien sich das gleiche Szenario im kürzeren Rennen abzuspielen, doch eine gebrochene Hinterradaufhängung des Ginetta machte dem möglichen Sieg einen Strich durch die Rechnung, Oliver Hartmann im Elva MkVIIS gewann.

Normalerweise sind die DRM- und CanAm-Rennen der Höhepunkt des Oldtimer Grand Prix, doch dieses Jahr waren die Teilnehmerzahlen etwas rückläufig. Beide DRM-Rennen wurden von den Gruppe 5 Zakspeed Capri Turbos von Peter Mücke und Ronny Scheer gewonnen. Scheers Auto hatte im Training am Freitag einen technischen Defekt und musste sogar auf das Rennen am Samstag verzichten, da erst Ersatzteile besorgt werden mussten. Obwohl Scheer am Sonntag vom Ende der Startaufstellung startete, kämpfte er sich durch’s Feld und holte einen eindrucksvollen Sieg – teilweise begünstigt durch eine Safety-Car-Phase zur Rennmitte, nachdem Mückes Capri für einige Runden auf unerklärliche Weise an Tempo verlor.

Porsche 962C, Oldtimer GP 2025

Nach einem fulminanten CanAm-Auftritt im Jahr 2024 starteten in diesem Jahr leider nur wenige CanAm-Fahrzeuge in der FHR Historic Championship CanAm & Sportscars. Das erste Rennen begann trocken. Lokalmatador Klaus Abbelen kämpfte im ehemaligen Andretti Dauer Porsche 962C mit Silvio Kalbs Lola T296 um die Führung. Bei wechselnden Bedingungen entschied sich Abbelen für Regenreifen, was sich jedoch als falsche Wahl herausstellte. Der Boxenstopp dauerte länger als geplant, so dass Abbelen auf den achten Gesamtrang zurückfiel. Das zweite Rennen gewann Abbelen souverän, allerdings erfuhr er harte Konkurrenz durch den Lola-Piloten Georg Hallau (T212).

Die Fahrergemeinschaft Historischer Rennsport (FHR) bestritt in den Kategorien „1965“ und „1981“ zwei weitere Programmpunkte in der Historischen Meisterschaft. 

Der Ford GT40 von Griesemann dominierte beide Male und gewann anschließend mit einem 911 RS das Langstreckenrennen des Championats von „1981“.

Axel Sartingen siegte in beiden Rennen des Ferrari Club Deutschland in seinem 488 GT3, während René Aeberhardt (Opel Vectra) und Markus Reich (Audi A4 quattro) sich in zwei spannenden Duellen, die erst auf der Ziellinie entschieden wurden, die Punkte in beiden STW-Rennen teilten. Die Abstände zwischen ihnen betrugen 0,095 Sekunden bzw. 0,105 Sekunden!

Aston Martin DB4 GT, Oldtimer GP 2025

Ein weiterer Höhepunkt war das Rennen der zweisitzigen Sportwagen und GTs bis 1971 am Samstagabend. Am Start: Porsche 904 GTS, Mercedes 300 SL, Aston Martin DB4 GT, Ferrari 250 GT SWB und  weitere legendäre Rennwagen, die in der Abenddämmerung echtes Le Mans-Flair auf der Strecke vermittelten.

Von starkem Beifall begleitet: Die Zweirad-Fraktion gab nach längerer Pause ihr Comeback beim OGP, von den Fans besonders herzlich begrüßt. Rennmaschinen aus sechs Jahrzehnten vermittelten Motorsportgeschichte – und sorgten nicht nur für Furore auf der Strecke, sondern eroberten sich die Herzen ihrer Bewunderer auch im „Alten Fahrerlager“, denn legendäre Maschinen von BMW, Yamaha, Ducati, NSU und anderer namhafter Hersteller waren hautnah zu bewundern.

Automobilia-Sammler, die seit eh und je den OGP besuchen, finden zahlreiche Accessoires seit Jahren im Boulevard gegenüber Start und Ziel. Dort werden Bücher, Zeitschriften, Modelle, Sticker, Shirts, Jacken, Werbeschilder und andere Fan-Artikel angeboten. Der Boulevard steht deshalb zur Verfügung, weil Stellplätze für die passionierten Händler aus Kostengründen im alten und im neuen Fahrerlager nicht mehr tragbar sein dürften. 

In diesem Jahr hatten die Aussteller aber den Vorteil, dass sie auch bei schlechtestem Wetter ihre Pretiosen im Bestzustand offerieren konnten. Im Gegensatz zu einem Schweizer Buchhändler, der im neuen Fahrerlager mehrfach mit Planen und Decken versuchte, sein wertvolles historisches Druckgut vor dem Starkregen zu schützen – zum Teil gelang es ihm …

Fazit: Der diesjährige Oldtimer Grand Prix bot weit mehr als nur diverse Rennen mit der Präsentation hochkarätiger Fahrzeuge, der OGP war eine Zeitreise und ein Erlebnis für die historische Rennsport-Fangemeinde – und das in Reinkultur!

Info: Die 53. Auflage des OGP ist bereits terminiert: 7. bis 9. August 2026.

Mattijs Diepraam/Jörg-Thomas Födisch/Forix/autosport.com/
Fotos: Rainer Rossbach (39), Mattijs Diepraam (3), Masters Historic Racers (3)