
Der legendäre Rennfahrer, eine weltweit geachtete Persönlichkeit, ist Opfer des neuen deutschen Zeitgeistes
Wolfgang Graf Berghe von Trips: Homepage der „Hall of Fame“ (Ruhmeshalle des deutschen Sports) der Stiftung Deutsche Sporthilfe
- Die Stiftung Deutsche Sporthilfe, die für die Homepage der „Hall of Fame“ des deutschen Sports“ zusammen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) verantwortlich zeichnet, lässt derzeit die Lebensläufe mehrerer Mitglieder (geehrter Sportler) hinsichtlich ihrer Verbindung zum nationalsozialistischen System untersuchen. 18 in die Ruhmeshalle des deutschen Sports aufgenommene Mitglieder wurden identifiziert, die in der Zeit von 1933 bis 1945 in Deutschland lebten.
- Von der Stiftung Deutsche Sporthilfe wurde Dr. Andreas Höfer, Leiter Deutsches Sport & Olympia Museum, Köln, mit der Neufassung einer Biografie über Wolfgang Graf Berghe von Trips, beauftragt. Seine Ausarbeitung (veröffentlicht auf der o.a. Homepage von Dezember 2024 bis zum 7. Februar 2025) über ihn wurde aufgrund von Fehlern von der Homepage entfernt und befindet sich jetzt „in Überarbeitung“. Bedauerlicherweise leidet die Homepage der „Hall of Fame“ durch Hinweise darauf und unter dem generell laufenden Prüf-Verfahren „Aufgrund der Aufarbeitung bzw. Einordnung einiger Biografien aus der NS-Zeit beschäftigt sich die dafür einberufene Expertengruppe aktuell auch mit der Biografie von Graf Berghe von Trips“.
Am 25. Februar 2025 erging dazu der folgende Brief an die Stiftung Deutsche Sporthilfe von Manfred Schmale, Münster:
Schon in seinem Vortrag bei der Eröffnung der Hall of Fame des deutschen Sports am 6. Mai 2008 erklärte der Historiker Prof. Dr. Thomas Mergel : „Die Sportler, an die hier erinnert wird, waren alle Vorbilder in Sachen Fairness und Leistung; aber das war nicht ihr ganzes Leben. Einige haben biographische Flecken auf der Weste, die sie in den Augen mancher wohl disqualifizieren würden. Willi Daume oder Sepp Herberger etwa waren bekanntlich Mitglieder der NSDAP, Josef Neckermann profitierte in den dreißiger Jahren von der Arisierung jüdischen Vermögens; gerade diese drei wurden jedoch auch später zu Symbolfiguren der Bundesrepublik und zu Leitfiguren des deutschen Sports.“
Sie mögen gute Gründe haben, warum nun 80 Jahre nach Ende des Schreckensregimes und 17 Jahre nach Einrichtung der Hall of Fame 18 Mitglieder (erneut) auf den Prüfstand gebracht werden. Nach welchen Kriterien wurden die 18 Mitglieder ausgesucht? Wenn es um politische Verflechtungen mit dem NS-Staat ging, wurde augenscheinlich außer Acht gelassen, dass Wolfgang Graf Berghe von Trips 1933 ein fünfjähriges Kind und 1945 ein siebzehnjähriger Jugendlicher war. Wie konnte er eine treibende Kraft der Schreckensherrschaft sein?
Ihre im Online-Portal seit einiger Zeit gleich an zwei Stellen stehenden Prüf-Vermerke:
- Einige Biografien aus der NS-Zeit werden aktuell von Expert:innen daraufhin überprüft, ob es neue, zeithistorische Erkenntnisse gibt, derentwegen sie neu im historischen Kontext eingeordnet werden müssten. Hierzu erfolgt anschließend eine entsprechende Kommunikation
- Aufgrund der Aufarbeitung bzw. Einordnung einiger Biografien aus der NS-Zeit beschäftigt sich die dafür einberufene Expertengruppe aktuell auch mit der Biografie von Graf Berghe von Trips
überschreiten das Maß der Mittel. Wie können diese Vermerke vor Abschluss der Prüfungen durch die erwähnte Expertengruppe veröffentlicht werden? Nicht nur der Freundeskreis um Graf Trips, nein, auch Außenstehende sind entsetzt über den dadurch eingetretenen Rufschaden eines in der Hall of Fame geehrten Sportlers, der sich anerkannt und unstrittig durch menschliches und sympathisches Verhalten hervortat. Zudem hat er in der frühen Nachkriegszeit durch seine Persönlichkeit Großartiges für das Land geleistet. Die bis Dezember letzten Jahres in der Hall of Fame veröffentlichte Biografie brachte es auf den Punkt:
- „Das Talent für Sprachen, die ihn anflogen, war nur ein Detail für die Gründe, die ihm überall Sympathie einbrachten – mehr noch, Freundschaft. Der gutaussehende Graf war in jener Zeit ein guter Botschafter für Deutschland.“

Bedauerlicherweise liegt mir die ursprünglich veröffentlichte Biografie nicht mehr vor und ich wäre Ihnen für die Zusendung verbunden. Mit der Neufassung der Biografie beauftragten Sie Herrn Dr. Andreas Höfer, Köln. Seine Ausarbeitung, die Sie inzwischen entfernt haben, enthielt gravierende sachliche und orthografische Mängel. Zudem verließen wertende Darstellungen (u.a. Vergleich der Unfallstatistiken des Straßenverkehrs und Polemisieren des Motorsports) die in einem solchen Dokument zu erwartende sachliche Basis. Der zwanghafte Versuch einer Bearbeitung möglicher Verbindungen von Graf Trips und seines Vaters zum NS-Regime misslang. Sogleich sind Dr. Höfer’s Schlussfolgerungen volle Entlastungen:
- „Wolfgang musste nicht entnazifiziert werden. Er war zu jung, um Parteimitglied gewesen zu sein.“
- „… nicht weitergehend politisch in Erscheinung getreten war. Jedenfalls wurde er ohne Bedenken entnazifiziert.“
Der Umstand, dass statt einer Biografie vermerkt ist: „Der Text zu dieser Biografie befindet sich aktuell in Überarbeitung“ macht den Leser zusätzlich skeptisch und verstärkt die oben beschriebene Rufschädigung. Nun auf dreifache Weise!
Diese seit Dezember anhaltende Komplikation kann doch nicht der von den drei Trägern der Hall of Fame des deutschen Sports – der Deutsche Olympische Sportbund, der Verband Deutscher Sportjournalisten und die Deutsche Sporthilfe – gewollte Umgang mit einem verdienten Repräsentanten unseres Landes sein. Eine schnelle Bereinigung würde den Bekenntnissen der drei Träger entsprechen: „Damit die Geschichte des deutschen Sports und seiner großen Persönlichkeiten im Gedächtnis unseres Landes bewahrt bleibt.“ Gemeint ist wohl ein respektvoller Umgang mit den in der Hall of Fame geehrten Persönlichkeiten.
Das Leben lehrt mich, dass zur Kritik Lösungsvorschläge gehören. So erlaube ich mir vorzuschlagen, dass a) umgehend die auf jeder Seite der betroffenen Sportler erscheinenden, diskreditierenden individuellen Prüf-Vermerke – falls erforderlich – durch einen zentralen Vermerk auf der Startseite der Hall of Fame ersetzt werden und b) der Prüfprozess kurzfristig zum Abschluss kommt. Gern höre ich von Ihnen.
Manfred Schmale, Bankkaufmann, Dipl.-Betriebswirt und MBA (IMD Lausanne), war als Obere Führungskraft in der chemischen Industrie tätig. Das Interesse an Automobilen und Motorsport begleitet ihn von Kindheit an. Nach langer Vorstandstätigkeit wurde er im Januar 2025 zum Ehrenpräsidenten des Porsche Club Monasteria e.V., Münster, ernannt. Die beruflichen Herausforderungen, mit vielfachen Wohnortwechseln in Deutschland, Österreich, Singapur, Japan und der Schweiz, ließen Manfred Schmale nicht viel Zeit für private Interessen. Dennoch sind seine Erinnerungen an Wolfgang Graf Berghe von Trips und dessen Persönlichkeit unauslöschlich.
Zum 10. September 2021, dem 60. Todestag von Wolfgang Graf Berghe von Trips, organisierte Manfred Schmale, zu der Zeit Präsident des Porsche Club Monasteria e.V., eine Ausfahrt, die auch zum Schloss Loersfeld, dem Sitz der „Gräflich Berghe von Trips’sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“, führte. Daraus entstand eine sich verstärkende Tätigkeit und freundschaftliche Verbindung im Sinne der Stiftungsziele.
Manfred Schmale hat sich im Besonderen um Wolfgang Graf Berghe von Trips und der gräflichen Familie durch Spenden, seine engagierte Öffentlichkeitsarbeit sowie als Co-Autor der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Biografie und dem im April 2025 erscheinenden Buch „Wolfgang Graf Berghe von Trips – Der Mensch“ verdient gemacht.
Fotos: Gräflich Berghe von Trips‘sche Sportstiftung