
Am 4. Mai hatte die „Gräflich Berghe von Trips’sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ nach Schloss Loersfeld eingeladen. Mehr als 300 Besucher erlebten Ferrari-Faszination „pur“. Im Mittelpunkt stand der Rennsportwagen vom Typ Ferrari 246SP (0790 R), mit dem Wolfgang Graf Berghe von Trips und der belgische Langstrecken- und Grand Prix-Pilot Olivier Gendebien am 30. April 1961 die Targa Florio, den 2. Lauf zur damaligen Sportwagen-Weltmeisterschaftslauf, auf dem 72 Kilometer langen Madonie-Rundkurs auf Sizilien gewannen.
Ein weiteres Highlight wurde den Gästen vom Club „red-on-tour“ geboten. Das „offene Maranello-Netzwerk“, bestehend aus engagierten und passionierten Liebhabern von Ferrari-Fahrzeugen aller Baujahre, bietet stets wechselnde Perspektiven. So stehen Wagen mit einer Vielzahl der 6-, 8- und 12- Zylinder-Triebwerke aus mehreren Epochen mit der aktuellen Typen-Bandbreite vom 246 GT über die Testarossa-Baureihen bis zum F430 und 488 GTB im Rampenlicht.
16 exklusive Pretiosen mit dem „Cavallino Rampante“, dem „springenden Pferd“ als Markenzeichen des berühmtesten Renn- und Sportwagenherstellers der Welt wurden aufgeboten. Es handelte sich um die Ferrari der Typen 308 GTS, 360 Modena, 328 GTB & GTS, 348 GTB & GTS, 458 Spyder, 599 GTB Fiorano, 512 TR und 512 BB. Sie fuhren in Formation in den Innenhof des Schlosses, reihten sich nacheinander ein und wurden dort den Besuchern präsentiert – zusammen mit einer weiteren automobilen Attraktion, einem SF90 Stradale, dessen Fahrer Schloss Loersfeld „in eigener Regie“ angesteuert hatte.
An dieser Stelle ein besonderer Dank der Stiftung an die Club-Mitglieder von „red-on-tour“. Der Ferrari-Freundeskreis wurde im Jahr 2005 von Thomas Roesner und Udo Röber über ein Internet-Forum ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören mehr als 50 Fahrer zu dieser Gruppe, die sich – dem Anlass entsprechend und bei schönem Wetter –, spontan im Städte-Dreieck Düsseldorf, Aachen, Köln/Bonn verabreden, um vorrangig bei „Ferrari-spezifischen“ Anlässen dabei zu sein.

Gregor König, seit mehr als 30 Jahren „bewährte Stimme und bekannter Presenter von RTL“, moderiert seit 2022 die Veranstaltungen der Trips-Stiftung und führte auch diesmal durch das rund vierstündige Programm.
Nach dem Grußwort des Pächters und Hausherrn von Schloss Loersfeld, Thomas Bellefontaine, eröffnete Stiftungsratsmitglied Professor Dr.-Ing. Frank Herrmann die Veranstaltung, begrüßte die Ehrengäste und zeichnete verdiente Förderer sowie Unterstützer der Stiftung aus.



Für die Scuderia Colonia – der von Graf Trips 1960 gegründeten Rennfahrer-Vereinigung -sprach deren Präsidentin, Elke Hesseler, ein Grußwort. Die Scuderia wurde neben dem Vorstand auch von zahlreichen Club-Mitgliedern vertreten, unter ihnen der Historische Deutsche Rennsportmeister von 2018, Peter Richrath (Porsche 911 ST).

Jason Stuart Wright, erfolgreicher Historic-Rennfahrer, Graf Trips-Fan und langjähriger Sponsor der Trips-Stiftung, ist Besitzer des vorgestellten Ferrari 246SP. Wright hatte den legendären Wagen, der bei Setford & Company in Droxford nahe Southampton (England) gewartet und gepflegt wird, anlässlich des 97. Geburtstages von Wolfgang von Trips zur Verfügung gestellt.
Wright schrieb in einer Mail an die Stiftung: „I hope you have a good event. I am racing at Donington with my Ferrari GT3, so I will not be able to attend the Trips meeting. I wish you a happy day amongst all the Trips admirers. It’s incredible that after all these year Count von Trips is still remembered with admiration and affection.“
Best regards, Jason
„Ich hoffe, ihr habt eine gute Veranstaltung. Ich fahre mit meinem Ferrari GT3 ein Rennen in Donington und kann daher nicht am Trips-Treffen teilnehmen. Ich wünsche Euch einen schönen Tag im Kreise aller Trips-Verehrer. Es ist unglaublich, dass Graf von Trips nach all den Jahren immer noch mit Bewunderung und Zuneigung in Erinnerung bleibt.“
Mit freundlichen Grüßen, Jason
In der Saison 1961 machte der 246SP weltweit Schlagzeilen: Der Wagen leitete – neben dem Formel 2 vom Typ 246P (1960) und der legendären 156er Sharknose – die erfolgreiche Mittelmotor-Ära der Scuderia aus Maranello ein. Am 27. Mai 1962 gewannen Phil Hill und Olivier Gendebien mit dem 246SP, mit der gleichen Fahrgestellnummer 0790, auch das Internationale ADAC-1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Die siegreiche 62er-Version wurde allerdings gegenüber dem Vorjahresmodell Karosserie-mäßig umfangreich verändert. Auffällig waren vor allem die Lufthutze an der Front sowie flachere Scheiben und insbesondere das niedrigere Heck.
Das nur in zwei Exemplaren gebaute 2.4-Liter-Modell hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Scuderia Ferrari in den Jahren 1961 und 1962 die Sportwagen-Weltmeisterschaft gewann.

Im Interview mit Gregor König sprach Rolf Schepp, international erfolgreicher Automobil-Designer, über seine berufliche Laufbahn und seine zahlreichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften sowie im Historischen Rennsport-Magazin „CURBS“.
Schepp gestaltete u.a. mehrere Motive zum Thema Graf Trips und Sharknose. Detailliert beschrieb er zwei seiner aktuellen Kunstwerke, die den Ferrari 246SP bei der 1961er Targa Florio zeigen, deren Entstehungsgeschichte und den hohen Aufwand bis zur Fertigstellung. Schepp: „Ich möchte Geschichten über die Beziehung zwischen Mensch und Automobil erzählen. Welche Wirkungen üben Autos auf uns aus, und welche Emotionen erfahren wir durch die Betrachtung eines Automobils.“
„Rolf Schepp betrachtet das Automobil in allen seinen Facetten“, so Moderator König. Der Künstler ergänzt: „Das Zusammenwirken von Kraft und Anmutung bildet die Grundlage meiner Arbeiten. Ob rein formale Ästhetik, die Expression von Dynamik sowie die Geschwindigkeit – ich versuche, die emotionalen Momente eines Automobils zu realisieren, indem ich diese auch mit poppigen Farben unterlege oder die Geschwindigkeit bildlich erkennbar assoziiere.“
Von Gregor König auf seine international erfolgreiche Automobil-Designer-Karriere angesprochen, die primär im „Hier und Jetzt“ begründet ist, sagte Schepp: „Meine Leidenschaft liegt aber besonders bei den klassischen Automobilen.“Kein Wunder also, dass der in Bischoffen ansässige Künstler seit rund zwei Jahren Zeit zu den „Stammkunden“ des nur rund 30 Kilometerentfernten, in Dietzhölztal-Ewersbach beheimateten Nationalen Automuseums, der Loh Collection, gehört, die inzwischen größtes Ansehen genießt und als eine der schönsten Einrichtung ihrer Art bezeichnet wird.

Danach begrüßte Gregor König unter großem Applaus den Stuttgarter Rennsporthistoriker Bernhard Völker, der die weiteste Anreise auf sich genommen hatte.
Völker war Zuschauer des ADAC-1000-Kilometer-Rennens im Mai 1961 auf dem Nürburgring. König: „Unser Freund Bernhard Völker engagiert sich seit Jahrzehnten hobbymäßig in Motorsportgeschichte, speziell zu den Jahren 1930 bis 1960. Am Nürburgring sah er viele Rennen, darunter zahlreiche Große Preise von Deutschland. Neben mehreren Veröffentlichungen in Motor Klassik, darunter auch einen Artikel über Graf Trips, in powerslide und in Octane, verfasste der ausgewiesene Motorsport-Experte auch ein Buch über Hans Herrmann, wie Graf Trips Jahrgang 1928, (Motorbuch Verlag, Stuttgart, 1998), den Bildband „Die Großen Preise von Deutschland Formel 1“ (Heel Verlag, Königswinter, 2008), und den Titel „Borgward Rennsportwagen“ (Verlag Kurze, Bremen, 2021).
König: „Herr Völker, erzählen Sie uns, was Sie vor rund 64 Jahren am Nürburgring erlebt haben“.
Völker: „1961, da bin ich als Student in Heidelberg (Latein, Französisch, Geschichte).
Am Nürburgring hatte ich schon den Großen Preis von Deutschland erlebt: Zuerst 1953, noch mit den Eltern, dann allein 1956, 1957, 1958 und 1969. Immer Anfang August, also in den Sommerferien. Jedes Mal war ich von Zweibrücken/Pfalz mit dem Fahrrad in die Eifel gefahren, über Berg und Tal. Jetzt will auch einmal das 1000-Kilometer-Rennen sehen. Als Schüler war das nicht möglich, denn zu dieser Zeit hatten wir ja auch am Samstag noch Unterricht.
Die Bahnfahrt ist teuer, also Autostopp. So war ich schon 1958 zum Schauinsland- und 1960 zum Solitude-Rennen gekommen. Bereits am Donnerstag Abend streife ich durchs Fahrerlager, es gibt zum Glück noch keine Eingangskontrolle. Ich will wie die letzten Male in der Jugendherberge übernachten. Dort hängt an der Tür ein Schild: ,Besetzt.ʻ Man hat für das Rennen eine Polizeieinheit einquartiert. Ich klopfe trotzdem. Die Herbergsmutter – so hieß das damals noch – erkennt mich sofort und besorgt mir ein Bett.
Danach begrüßte Gregor König unter großem Applaus den Stuttgarter Rennsporthistoriker Bernhard Völker, der die weiteste Anreise auf sich genommen hatte.
Völker war Zuschauer des ADAC-1000-Kilometer-Rennens im Mai 1961 auf dem Nürburgring. König: „Unser Freund Bernhard Völker engagiert sich seit Jahrzehnten hobbymäßig in Motorsportgeschichte, speziell zu den Jahren 1930 bis 1960. Am Nürburgring sah er viele Rennen, darunter zahlreiche Große Preise von Deutschland. Neben mehreren Veröffentlichungen in Motor Klassik, darunter auch einen Artikel über Graf Trips, in powerslide und in Octane, verfasste der ausgewiesene Motorsport-Experte auch ein Buch über Hans Herrmann, wie Graf Trips Jahrgang 1928, (Motorbuch Verlag, Stuttgart, 1998), den Bildband „Die Großen Preise von Deutschland Formel 1“ (Heel Verlag, Königswinter, 2008), und den Titel „Borgward Rennsportwagen“ (Verlag Kurze, Bremen, 2021).
König: „Herr Völker, erzählen Sie uns, was Sie vor rund 64 Jahren am Nürburgring erlebt haben“.
Völker: „1961, da bin ich als Student in Heidelberg (Latein, Französisch, Geschichte).
Am Nürburgring hatte ich schon den Großen Preis von Deutschland erlebt: Zuerst 1953, noch mit den Eltern, dann allein 1956, 1957, 1958 und 1969. Immer Anfang August, also in den Sommerferien. Jedes Mal war ich von Zweibrücken/Pfalz mit dem Fahrrad in die Eifel gefahren, über Berg und Tal. Jetzt will auch einmal das 1000-Kilometer-Rennen sehen. Als Schüler war das nicht möglich, denn zu dieser Zeit hatten wir ja auch am Samstag noch Unterricht.
Die Bahnfahrt ist teuer, also Autostopp. So war ich schon 1958 zum Schauinsland- und 1960 zum Solitude-Rennen gekommen. Bereits am Donnerstag Abend streife ich durchs Fahrerlager, es gibt zum Glück noch keine Eingangskontrolle. Ich will wie die letzten Male in der Jugendherberge übernachten. Dort hängt an der Tür ein Schild: ,Besetzt.ʻ Man hat für das Rennen eine Polizeieinheit einquartiert. Ich klopfe trotzdem. Die Herbergsmutter – so hieß das damals noch – erkennt mich sofort und besorgt mir ein Bett.



Das Rennen verfolge ich an der Südkehre, mit Blick auf die Zielgerade; so ist auch aus der Ferne zu erkennen, wie die Fahrzeuge an die Boxen gehen und wieder losfahren. Wer wird heute siegen? Favoriten sind natürlich die 2,4 Liter-Ferrari: Einen Monat zuvor hatten Trips/Gendebien die Targa Florio gewonnen Aber Stirling Moss schafft mit seinem 1,7-Liter Porsche die zweitbeste Trainingszeit und lässt die Zuffenhausener hoffen. Ihm gelingt wie so oft ein optimaler Le Mans-Start-Sprint: Er führt hinter dem grünen Aston Martin von Jim Clark das Feld durch die erste Kurve.
Das Wetter wechselt dann dramatisch: erst trocken und bedeckt, später Regen und sogar Schnee!! Als es wieder wärmer wird, pflügen die Wagen wie Schiffe durch richtige Dampfschwaden. Zuletzt blauer Himmel und Sonne – also Eifeltheater vom feinsten. Das hat sogar Auswirkungen auf den Rennverlauf. Anfangs dominieren die Roten aus Maranello – der Hill/Trips- Wagen liegt bald mit mehreren Minuten Abstand an der Spitzer. Aber dann beginnt durch Regen und Kälte der Motor zu stottern: Die Lufteinlässe sind vereist! Solche Probleme hat Moss auf dem Porsche natürlich nicht: Er kommt dem Führenden immer näher – bis kurz vor Halbzeit des Rennens der Motor versagt. Als Hill einige Runden später von der nassen Bahn rutscht (auch Öl und abgefahrene Reifen waren beteiligt), kommt zur allgemeinen Überraschung der ,Vogelkäfigʻ-Maserati von Masten Gregory und ,Luckyʻ Casner an die Spitze – und er kann sie bis zum Ende halten. Graf Trips übernimmt den Wagen # 4 der Teamkollegen Gendebien/Ginther und kann ihn noch vom achten auf den dritten Platz nach vorne bringen.
Auch hier mache ich viele Notizen, ich vermerkte z.B. mehrfach den dramatischen Fahrstil der Gebrüder Rodriguez: ,gruselerregendʻ. Oder dass Moss, der den Porsche Carrera von Linge/Greger übernommen hat, den Zuschauern zuwinkt, die ihn bei seiner Aufholjagd anfeuern!“
Die Rückfahrt wird dann schwierig. Da das Rennen erst gegen 17 Uhr endet, und die Straßen danach natürlich verstopft sind, erreiche ich erst in der Dämmerung das Frankfurter Kreuz. Kein Auto hält an, und es wird immer dunkler. Ohne viel Hoffnung winke ich weiter – und stehe schließlich die ganze Nacht am Rand der Bahn! Erst gegen 6 Uhr morgens erbarmt sich ein US-Amerikaner und nimmt mich mit …

Mit großem Interesse verfolgten die Gäste im Anschluss an Schepps Vortrag die Präsentation des neuen Buches „Wolfgang Graf Berghe Trips – Der Mensch“. Gregor König stellte Manfred Schmale, einen engagierten Förderer der Stiftung vor. Schmale hat, von Jörg-Thomas Födisch und der Trips-Stiftung unterstützt, eine ergänzende Biographie zu Graf Trips verfasst, wobei der Buchtitel keine Zweifel am Inhalt offen lässt. Schmale: „Über den charismatischen, viel zu früh mit nur 33 Jahren verstorbenen, ersten deutschen Weltklasse-Rennfahrer der Nachkriegszeit, ist schon viel geschrieben worden. Im Mittelpunkt stehen dabei üblicherweise die von ihm genommenen Schritte in seiner ebenso steilen wie kurzen Karriere. Beschrieben werden die motorsportlichen Erfolge von nur sieben Jahren, von 1954 bis zum fatalen Unfall am 10. September 1961, beim Gran Premio d’Italia in Monza.
Mit dem überlegenen Ferrari 156, wegen seines Aussehens ,Sharknoseʻ genannt, hatte Graf Trips den Abschluss der Formel 1-Saison als Weltmeister fest vor Augen. Am Ende blieben postum der Titel des Vize-Weltmeisters mit nur einem Punkt Rückstand auf den Titelträger, Phil Hill, und zahlreiche Ehrungen, die Trips nicht mehr persönlich in Empfang nehmen konnte. Die Tragik wurde dadurch erhöht, dass sich sein Eintritt in das Ferrari-Team am Todestag exakt zum fünften Mal jährte.“
Moderator König, längst profunder Kenner der Karriere von Trips, fragte Schmale nach dessen Beweggründen, dieses „andere“ Buch zu schreiben. Schmale: „Immer wieder kommt aber auch die menschliche Seite von Wolfgang Graf Berghe von Trips zum Ausdruck. In diesem Buch, das sich als Ergänzung zu allem bislang Veröffentlichten versteht, steht sie im Mittelpunkt. Den Anlass dazu gab ein Gang durch das umfangreiche Archiv der Gräflich Berghe von Trips’sche Sportstiftung. Dort befinden sich über viele Regalmeter die an die Eltern von Graf Wolfgang gerichteten Kondolenzschreiben und Telegramme aus der ganzen Welt. Daraus lässt sich ohne jeden Zweifel ablesen, welche Trauer der Verlust auslöste. Um welch hochgeachteten Menschen es sich handelte.“
Schmale ging dann detailliert auf den Inhalt des in der prova edition erschienenen Bandes ein: „Mit neu verfassten Texten sowie noch nie veröffentlichten Dokumentation und Fotos wird im Buch beschrieben, wie Wolfgang Alexander Albert Eduard Maximilian Graf Berghe von Trips, ,Der Menschʻ, von Kindheit an mit hohen Erwartungen der Eltern, Isolation vom bürgerlichen Umfeld, schulischen Herausforderungen und schweren Krankheiten umging. Seine Suche nach menschlicher Nähe verband er gekonnt mit seiner Leidenschaft für Motorräder, Autos und später leistungsstärksten Rennwagen, sei es bei amerikanischen und englischen Soldaten, mit ihm im Team auftretenden Motorradfahrern, im Porsche Club oder in der weltweiten Gemeinschaft des Motorsports. „Der Mensch“ kommt aber auch zum Ausdruck, wenn man ihn – eher kritisch – „Count Crash“ oder bewundernd ,Taffyʻ nennt. Über die Beziehungen von Graf Wolfgang zu seinen Freundinnen ist kaum Präzises dokumentiert. Auch diese Seite des Menschen Trips wird im Buch beschrieben.
Faszinierend ist ein von Graf Trips auf der Schreibmaschine selbst verfasster, höchst spannender Bericht über das Formel 1-Rennen auf dem Nürburgring vom 6. August 1961 … nur einen Monat vor seinem Tod. Beschrieben wird das Kopf-an-Kopf-Rennen in der laufenden Weltmeisterschaft mit Phil Hill. Auch hier kommen die menschlichen Züge zum Ausdruck, wenn er schreibt, „… tat mir doch Phil etwas leid …“ Damit nicht genug. Nur zwei Tage nach dem Rennen gibt Graf Trips technische Hinweise zur Verbesserung seines Rennwagens an Enzo Ferrari (Brief im Original wiedergegeben). Bewundernswert sind die von der Fürsorge um seine Mitmenschen getriebenen Initiativen zur Sicherheit im Rennsport, Fahrsicherheit im Straßenverkehr und der Öffnung des Motorsports für die Jugend. Eine große Überraschung ist aber, dass, abweichend von der alles überlagernden Auffassung, mit dem Tod von Wolfgang und seinen Eltern sei die Geschichte der gräflichen Familie Berghe von Trips geendet, nicht stimmt. Zwei Generationen später gibt Pauline Gräfin Berghe von Trips den Erinnerungen an ihren Großonkel neue Impulse.
Gregor König danke Manfred Schmale für seine Ausführungen und schloss: „Wie wurde es doch im Ferrari Magazin, Mai 2021, ausgedrückt? ,Michael Schumacher war nicht Ferrari’s erster deutscher Held.ʻ Wie Schumacher errang von Trips die meisten seiner Rennerfolge in einem Ferrari. Es gibt aber noch weitere Parallelen zwischen diesen großen deutschen Fahrern. Sie wurden nur wenige Kilometer voneinander entfernt geboren und auf der von Trips initiierten Go-Kart-Bahn drehte der junge Michael Schumacher seine ersten Runden am Steuer eines Karts, das sein Vater gebaut hatte.“

Im Anschluss daran übergab Gregor König mit den Worten „Der 246SP war damals eine Sensation, der Prototyp mit dem kompakten V6 bedeutete den Beginn einer neuen Ära“, an den Rennsport-Historiker Gregor Schulz, Mitarbeiter des Magazins ,Oldtimer Marktʻ, Ferrari-Fachjournalist und Buch-Autor.
Schulz, auch Verfasser einer Dokumentation aller Ferrari-Formel 1-Renn-, Sport- und Privatwagen, die von Graf Trips in den Jahren von 1956 bis 1961 gefahren wurden, beschrieb das legendäre Fahrzeug:
Die Motorsport-Fachwelt wurde am 13. Februar 1961 bei der alljährlichen Pressekonferenz mit dem ,Dinoʻ 246SP überrascht, denn Enzo Ferrari hatte sich von seinem Diktum, nur Fahrzeuge mit Frontmotor in die Rennen zu schicken, abgewandt. Auf dem Werksgelände in Maranello konnte die internationale Presse die ersten Mittelmotor-Boliden des Hauses mit dem ,Cavallino Rampanteʻ bewundern, die so ganz anders waren als die Vorgänger. Neben dem neuen 1,5-Liter-Formel-Rennwagen hatten die Italiener auch eine komplette Neukonstruktion für die FIA World Sportscar Championship auf die Räder gestellt: den 246SP. Er war flach und nach jüngsten aerodynamischen Erkenntnissen geformt, die Front hatte zwei markante Einlässe im ,Squaloʻ-Stil des Formel-1-Boliden sowie eine ausgeprägte Abrisskante auf dem flachen Heck.
Möglich wurde die niedrige Silhouette durch den kompakten 65-Grad-V6-Zylinder, der seine Karriere schon im Dino-Monoposto 156 von 1957 begonnen hatte und der auch ab 1959 im Frontmotor-Sportwagen Dino 196S/246S überzeugen konnte. Die Zahlen standen für unterschiedlich große Hubräume: während sich der 196er mit 1.984 Kubikzentimetern Volumen begnügte und 195 PS leistete, wartete der 246 mit 2.417 Kubik auf und leistete 245 Pferdestärken. Im aktuellen Modell kam erst einmal nur der großvolumige V6 unter die Motorhaube.
Chefingenieur Carlo Chiti war ein überzeugter Verfechter des Mittelmotorkonzepts und wusste als studierter Luftfahrttechniker um die Bedeutung von Aerodynamik. Es gelang ihm, den skeptischen Commendatore zu überzeugen. Er durfte nun einen flachen Gitterrohrrahmen konstruieren, bei dem der Viernockenwellen-V6 direkt hinter dem Fahrer platziert war. Über diese kompakte Struktur setzte Hauskarossier Metardo Fantuzzi eine schlanke und leichte Karosserie, die für Ferrari ein Riesenschritt war und die viele kommende Generationen von Ferrari-Prototypen beeinflussen sollte.
In den Kotflügeln über dem ikonischen Haifischmaul lagen Lampen unter flachen, windschlüpfigen Plexiglashauben, der Windabweiser des offenen Prototyps zog sich ums ganze Cockpit und schloss bündig mit dem leicht erhöhten Heck ab, das den Luftstrom mittels einer Abrisskante nach oben lenkte und so den Abtrieb erhöhte. Erwähnung verdient, dass der Wagen über Scheibenbremsen an allen vier einzeln aufgehängten Rädern verfügte und lediglich 590 Kilogramm wog. Der Zweisitzer war bis zu 270 Stundenkilometer schnell, gleichzeitig machte ihn sein kurzer Radstand von 2.320 Millimeter kompakt und wendig.
Der Wagen war neben dem Formel 2 aus dem Jahr 1960 der erste Wagen mit Mittelmotor der Scuderia aus Maranello. Der Dino 246SP, von dem nur zwei Fahrgestelle gebaut wurden, hatte eine Spider-Karosserie von Metardo Fantuzzi, Einzelradaufhängungen und Scheibenbremsen, die wie beim Formel-1-Rennwagen hinten direkt am Differentialgehäuse saßen. Das Triebwerk stammte aus dem Motor des Formel-1-Rennwagens vom Typ 246F1, hatte einen Hubraum von 2.4 Liter und leistete rund 270 PS.
Die Bezeichnung ,Dinoʻ geht auf Enzo Ferraris verstorbenem Sohn Alfredo (1932 – 1956) zurück und bedeutet die Kurzversion des Kosenamens Alfredino. Das von ihm konzipierte V6-Triebwerk wurde in den späten 1950er-Jahren in Rennwagen der Formel 1 und der Formel 2 und später in Serienfahrzeugen eingesetzt. Die Typenbezeichnung ,246ʻ folgt der damaligen Nomenklatur von Ferrari: die ersten beiden Zahlen beziehen sich auf den gerundeten Gesamt-Hubraum, die letzte Ziffer gibt die Zylinderzahl an, ,SPʻ steht für die Rennwagen-Kategorie-Klasse „Sport-Prototyp“. Der Schriftzug ,Provaʻ am Heck der Wagen wies auf das Erprobungskennzeichen, vergleichbar mit dem roten 06er-Kennzeichen hierzulande, hin.
Nach den Technischen Details ging Schulz auf die Renngeschichte des 246SP ein.
Das Debüt war am 28. Februar 1961 beim 12-Stunden-Rennen von Sebring. Der Wagen mit der Fahrgestellnummer 0790 wurde von Richie Ginther und Graf Trips gefahren, fiel aber nach einem Lenkhebeldefekt aus.
Der nächste Renneinsatz folgte bei der Targa Florio 1961. Zwei Modelle des Typs 246SP wurden für Gendebien und Hill (Fahrgestell 0790) sowie Wolfgang Graf Berghe von Trips und Richie Ginther (Fahrgestell 0796TR) vorbereitet. Porsche und Ferrari bestimmten den WM-Lauf: Moss führte im Porsche 718 RS61, schon in der ersten Runde, fiel er erste 246SP mit Phil Hill am Steuer nach einem Unfall aus. Beim ersten Boxenstopp von Trips entschied Ferrari-Rennleiter Tavoni, Ginther durch Olivier Gendebien im Trips-Wagen zu ersetzen. Gendebien gelang es, den Rückstand auf Graham Hill, der den Wagen von Moss übernommen hatte, deutlich zu reduzieren. Entschieden wurde das Rennen durch einen Getriebeschaden des nach wie vor führenden Moss in der vorletzten Runde. Damit war der Weg zum Sieg für von Trips und Gendebien frei, die den neuen 246SP gleich beim zweiten Weltmeisterschaftslauf zum ersten Sieg fuhren.
Beim ADAC-1000-Kilometer-Rennen am 28. Mai auf der Nordschleife des Nürburgrings waren wieder beide Fahrzeuge am Start. Im Training markierte Wolfgang von Trips in 9:33.70 Minuten die schnellste Trainingszeit mit einem Schnitt von 143,134 km/h. Zur Rennmitte führte der Wagen von Phil Hill/von Trips mit mehr als fünf Minuten Vorsprung auf den Maserati Tipo von Masten Gregory und Lloyd Casner, als Hill verunglückte. Hill war im Streckenabschnitt Flugplatz auf eine Ölspur geraten und hatte dabei die Herrschaft über den Wagen verloren, Hill blieb unverletzt. Das Rennen gewannen Gregory und Casner, der zweite Dino kam mit Ginther, Gendebien und Trips als Dritter in die Wertung.
Nach Ausfällen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und dem 4-Stunden-Rennen von Pescara im August 1961 folgten 1962 zwei weitere Siege in der Sportwagen-Weltmeisterschaft: Olivier Gendebien, Willy Mairesse und Ricardo Rodriguez siegten bei der Targa Florio; Phil Hill und Olivier Gendebien gewannen das ADAC-1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Im August 1962 holte sich Mike Parkes den letzten Erfolg mit diesem Rennsportwagen bei der Guards Trophy in Brands Hatch.“

Die Rennfahrer Luca Ludwig und sein Vater Klaus
Moderator König stellte die „Rennfahrer-Dynastie Ludwig“ vor. „Unvergessen“, so König, seien die legendären Siege von Klaus Ludwig in Le Mans 1979, 1984 und 1985, in der DTM, der FIA-GT-WM-Titel und seine großen Erfolge am Nürburgring. Auch heute gilt der 75-Jährige als erfolgreichster deutscher Rennfahrer. Klaus fuhr Rennen auf Ford, BMW, Mercedes, Porsche und Aston Martin. Seit rund 17 Jahren ist auch sein Sohn Luca längst eine feste Größe im deutschen Motorsport, und Geschwindigkeit, Fahrgefühl und Fahrzeugbeherrschung hat ihm garantiert sein Vater vererbt.“
Zur Einstimmung im Gespräch mit den Ludwigs wird der Film „Saisonrückblick auf die Ferrari Challenge Europe- und GT Cup-Saison 2024“ gezeigt. Darin sind die Höhepunkte der Saison 2024 von Luca Ludwig (Mertel Motorsport) und packende Zweikämpfe mit dem Konkurrenten Giacomo Altoè zu sehen. Der Film lieferte spektakuläre Hintergrundbilder, Luca geht später auf einige Szenen des Films ein.
Gregor König spricht Lucas Rennsport-Karriere an: „GT-Pilot Luca Ludwig fuhr in seiner Jugend zwar Kart, aber nur ,just for funʻ, wie er mir sagte. Luca: „Ja, ich bin lieber gleich in große Autos gestiegen. Mit dem Motorsport begann ich nach dem Abitur im Alter von 19 Jahren. Gelernt hatte ich schnelles Autofahren natürlich von meinem Vater. Der Rennsport war für mich schon immer faszinierend. Besonders der Tourenwagensport hat mich begeistert.“
König: „Ein relativ später Einstieg in den Motorsport muss nicht zwangsläufig negativ sein?“
Luca: „Ich glaube nach wie vor, dass man nicht unbedingt im frühen Alter im Kart aktiv sein muss, um erfolgreichen Tourenwagensport zu betreiben, ein Motorsporteinstieg im vernünftigen Alter geht in dieser Serie allemal.“
König zum Vater-Sohn-Verhältnis der beiden Rennfahrer: „Gibt es Parallelen zwischen euch auf der Rennstrecke?“
Luca: „Ja, mein Vater war ein Mann, der an der Rennstrecke sehr bestimmt auftrat. Das hat ihn als Fahrer einzigartig gemacht. Wir sind uns in jedem Fall darin ähnlich, dass wir sind beide sehr erfolgsorientiert sind.
König: „Besprichst du dich nach den Rennen mit deinem Vater?“
Luca: „Nein, eigentlich gar nicht mehr. Ich mache meinen eigenen Job. Allerdings steht mein Vater meist im Hintergrund und analysiert alles, weil er sehr technisch orientiert ist. Ab und zu gibt’s schon mal eine klare Analyse von ihm. Mein Vater hat vom ganzen Rennsport extrem viel Erfahrung und Kenntnis.“
Luca erinnert sich an seine erste Rennen: „Das war auf der Nordschleife. Einen ersten großen Erfolg gab’s für mich in der ADAC-GT-Masters-Saison 2009, als ich mir drei Siege sowie zahlreiche Podestplätze im Cockpit einer Callaway Competition Corvette holte. Zusammen mit Marc Hennerici teilten wir uns Vizemeisterschaft dieser Serie.“
König nannte anschließend einige Höhepunkte in Lucas Laufbahn, u.a. die Einsätze in der ADAC-GT-Masters-Saison 2010 neben Christopher Mies und Jens Klingmann im Team von Abt Sportsline und den Gewinn der erstmals ausgetragenen Deutsche GT-Meisterschaft.
2011 kam er bei Abt als Fahrer im Audi-Kader mit einem Sieg und drei weiteren Podesträngen auf Rang vier im Championat. Ins Audi-Werksteam wurde er für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring berufen. Bei der VLN auf der Nordschleife bestritt Luca zwei Läufe im Phoenix Audi und erreichte erneut einen Podiumsplatz.
2012 bestreitet er alle VLN-Läufe für das Audi Sport Team Phoenix. Beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring fährt Luca den von Raeder Motorsport gemeldeten Audi R8.
Zu seinem Engagement bei Mercedes sagt Luca: „Seit Mitte der Saison 2013 fuhr ich auf einem Mercedes-Benz SLS AMG GT3 bei einigen Läufen zur Blancpain Endurance Series, bei den ADAC GT Masters und beim 12-Stunden-Rennen in Sepang, dort holte ich mir die Pole-Position. Seit dieser Zeit bin ich auch Mitglied der AMG Driving Academy. Beim ADAC-GT-Masters 2015 gewann ich zusammen mit Sebastian Asch die Gesamtwertung in einem Zakspeed-Mercedes-Benz SLS AMG GT3. 2016 fuhr ich wieder im ADAC GT Masters, schaffte es jedoch nicht, den Meistertitel mit dem neuen Mercedes-AMG GT3 zu verteidigen. In Hockenheim beendete ich die Saison auf Gesamtrang sechs. Auch bei den 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring fuhr ich im Mercedes AMG GT3 auf den sechsten Platz.
Zu Beginn des Jahres 2018 wechselte ich zu Ferrari und startete für HB Racing beim ADAC GT Masters in Oschersleben auf einem Ferrari 488 GT3. Für Ferrari war ich auch im ADAC GT Masters (HB Racing), bei der Ferrari Challenge und auf dem Nürburgring im Fahrzeug vom Team Octane126 mehrfach am Start. Beim Qualifying für die 24 Stunden vom Nürburgring 2020 kam ich auf Gesamtrang zwei.“
König: „Luca, erzähle uns vom 24-Stunden-Rennen 2022.“
Luca: „Da holte ich mir die erste Pole-Position, ein Traum und einer meiner schönsten Tage in den letzten zehn Jahren. Ich fuhr einen Ferrari 488 GT3 Evo20 für das octane126-Team. Aufgrund eines Unfalls hatte dieser Ferrari drei Wochen vorher einen Totalschaden und musste vom Team neu aufgebaut werden. Ich fuhr 8:09.469 Minuten in meiner schnellsten Runde, das war für Ferrari erst die zweite Pole-Position bei einem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Im Rennen fielen wir nach der Hälfte aus.“
König fragte auch nach den aktuellen Engagements von Luca. Der gebürtige Bonner sagte: „Neben meinen zahlreichen Renneinsätzen arbeite ich auch als Instruktor, leite Rennstrecken-Trainings, absolviere Fahrten mit Gästen im Renn-Taxi und bin Teil des Instruktoren-Teams von Mercedes und Ferrari, wo wir bei den verschiedensten Events vor Ort sind. Weiterhin moderiere ich bei Präsentation von neuen Fahrzeugen und halte das historische Erbe von Mercedes-Benz als Markenbotschafter lebendig.“
König: „Auch hier folgt Luca seinem Vater Klaus, der seit Jahren als Repräsentant für die Untertürkheimer tätig ist. Nach sieg- und erfolgreichen Jahren mit Mercedes AMG geht er seit 2018 für Ferrari an den Start. Einen weiteren großen Erfolg konnte Luca bei den Ferrari Racing Days im September 2024 auf dem legendären Nürburgring feiern. Auf seiner Hausstrecke gewann er vor zahlreichen begeisterten Tifosi und Motorsport-Fans die Ferrari Challenge Trofeo Pirelli Europe. Dabei wusste er die genauen Kenntnisse über seine Heimstrecke geschickt für sich zu nutzen und fuhr von der Pole-Position einen brillanten Start-Ziel-Sieg heraus.
Gregor König: „Luca, bitte ein abschließendes Fazit.“
Luca: „Im Motorsport kann man schlecht planen, das hat sich in der Vergangenheit gezeigt. Es ist so ein schnelllebiges Geschäft, dass sich innerhalb kurzer Zeit alles ändern kann. Ich bin erfolgreich. Ich hatte aber auch schon Zeiten, in denen ich hinterhergefahren bin, weil einfach das Paket nicht gestimmt hat. Vor allem 2012 und 2013 waren überhaupt keine guten Jahre, da war ich dann auch schnell abgeschrieben. Momentan läuft es wieder gut und ich bin im Gespräch. Das ist aber nur eine Komponente, die Leistung stimmt aktuell absolut. Nicht nur, was den Erfolg angeht, sondern auch, was die Rundenzeiten betrifft. Allerdings ist der Motorsport nicht immer nur leistungsabhängig, da spielen viele Faktoren eine Rolle …

Der Rennfahrer Helmut Kalenborn kam im April des Jahres zu einem Kurzurlaub aus seiner Wahlheimat Mallorca in seine Heimatgemeinde Swisttal-Straßfeld. Zweifellos ein gutes Timing, denn dadurch konnte er die Einladung zum Trips-Event am 4. Mai nach Schloss Loersfeld annehmen.
Kalenborn erinnerte sich im Gespräch mit Gregor König an Graf Trips und Porsche, an den Nürburgring und an seine einzigartige Rennsport-Karriere.
König: „Helmut, Du hast Renngeschichte geschrieben, hattest zahllose Sportwagen- und Tourenwageneinsätze, fuhrst einige Formel-2-Rennen, und bist bekannter Nürburgring-Spezialist. Du warst neunmal Erster der balearischen Bergmeisterschaft mit 49 Gesamtsiegen, 70 Podestplätzen, zwölf Bergrekorden, 54 Klassensiegen und wurdest 1996 sowie 1997 Mallorcas Sportler des Jahres. 2014 setzte dir der Motorsportverband der Balearen sogar ein Denkmal, seit dieser Zeit bist du eine Legende in der mallorquinischen Motorsportszene.“ Kalenborn, sichtlich stolz, erzählt: „Geboren bin ich am 2. April 1940 in Straßfeld nahe Euskirchen. Ich interessierte mich schon als Zwölfjähriger für den Motorsport. 1952 sah ich zum ersten Mal Rennwagen, denn mein Onkel fuhr mit einemoffenen Lkw, ich glaub‘ einem Büssing oder Mercedes, zum Nürburgring. Auf der Ladefläche saßen wir, rund 20 Leute, und ab ging es an die Nordschleife. Dort fand ein Formel-2-Rennen statt, der Große Preis von Deutschland. Um keinen Eintritt zahlen zu müssen, sind wir unter einem Absperrzaun zu den Zuschauerplätzen gekrochen. Das Rennen, die Zuschauer, der Öl- und Benzingeruch, all das blieb mir noch lange in Erinnerung. Später, als ich mein erstes Moped hatte, fuhr ich mehrmals im Jahr an die Nordschleife. Und als ich mir immer wieder die Nase am Zaun platt drückte, stand für mich fest, dass ich eines Tages selbst am Steuer eines Rennwagens sitzen wollte.“
König: „Damals war Graf Trips schon einer der großen Rennfahrer in Deutschland. Kannst Du Dich an ihn erinnern?“ Kalenborn: „Bei der Firma Fleischhauer, dem großen Volkswagen- und Porsche-Händler in Köln, habe ich das Kfz-Handwerk gelernt. Im zweiten Lehrjahr kam ich in die Porsche-Abteilung und es dauerte nicht lange, bis ich bekannte Persönlichkeiten wie Hans Felmy, Hans Schäfer und Martin Lauer kennenlernte. Das Größte für mich aber war die Begegnung mit dem Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips. Er kam Mitte der1950er-Jahre persönlich mit seinem Porsche 356 aus Horrem zur Inspektion. Noch heute kann ich mich sehr gut daran erinnern, als ich ihn ganz zaghaft fragte: „Haben Sie denn auch manchmal Angst, Herr Graf?“ Er lächelte, gab mir einen Klaps auf die Schulter und sagte: „Manchmal ja!“ Ob er es ernst gemeint hatte, weiß ich nicht.
Meine Ausbildung und mein starkes Interesse für Porsche waren die Gründe, dass ich mich noch mehr für den Nürburgring und Autorennen interessierte. Mindestens drei bis vier Mal jedes Jahr war ich dort als Zuschauer bei den Rennen. Später auch, um mit meinem Auto einige Runden zu drehen, wenn die Strecke für die Fans freigegeben war. Schon damals konnte man auf der Nordschleife mit seinem privaten Wagen eine Runde fahren, ich glaube, für zehn Mark.
Meine Karriere begann 1969 beim ersten Auto-Cross in Dom-Esch, eine Veranstaltung, die damals in der Motorsport-Gemeinde als exotisch beschrieben wurde. Ab 1970 betrieb ich mehr und mehr Motorsport. Zunächst startete ich in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und der damaligen CSSR. Nach Bergrennen und kleineren Veranstaltungen meldete ich meinen NSU-Brixner-Rennwagen zum 500-Kilometer-Eifelpokal am 3. September 1972 auf dem Nürburgring und wurde sensationell Zweiter. Bis 1975 startete ich auf dem Nürburgring, in Hockenheim, auf dem Flugplatz-Kurs in Mainz-Finthen und in Diepholz. Als ich ab Mitte der 1970er Jahre auch zahlreiche Formel-Super-Vau-Rennen bestritt, zählte auch der spätere Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg zu meinen Gegnern„.
König: „Helmut, ein Swisttaler schreibt Rennsport-Geschichte auf Mallorca, wie kam’s dazu?“
Kalenborn: „Die Karnevalstage 1976 verbrachte ich auf Mallorca. Bei einem Ausflug nach Sóller wurde ich hellhörig, als der Busbegleiter von einer Straße erzählte, die von dem kleinen Orangen-Dorf Sóller auf den höchsten Berg der Insel, den Puig Major führt und auf der jedes Jahr im September das Finalrennen der regionalen Bergrenn-Meisterschaften stattfindet. Da war mein Interesse für die Balearen-Bergmeisterschaft geweckt, denn ich wollte als erster Deutscher an mallorquinischen „Pujadas“ (Bergrennen) teilnehmen.“
Schon im zweiten Jahr sorgte Kalenborn in der mallorquinischen Rennszene für Aufsehen: „Ich hatte von einem luxemburgischen Fahrer-Kollegen den Ex-Hans-Joachim Stuck Formel-II-March BMW gekauft. So einen Wagen hatte man auf Mallorca zuvor noch nie gesehen. Die Leute gerieten beim Anblick schlichtweg aus dem Häuschen“, erinnert sich Helmut.
Zunächst aber blieb es für den gebürtigen Straßfelder bei Starts in Rundstrecken-, Berg- und Flugplatzrennen in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und in der früheren CSSR – und das mit großem Erfolg.
Ohne zählbares Ergebnis verlief aber sein Einsatz beim Eifelrennen 1980. Kalenborn erinnert sich: „Mit meinem Chevron B42-BMW Formel 2 hatte ich mir große Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden auf dem Ring gemacht. Das Rennen wurde zum Fiasko, unvergessen bleibt mir folgende Episode: Schon in der ersten Runde erwischte es mich rund 100 Meter vor Wehrseifen. Ich flog von der Strecke, zum Glück war die ONS-Staffel sofort da und zog meinen Wagen aus der Schusslinie. Im gleichen Augenblick rief mir ein Streckenposten auf ,Eifel-plattʻ zu: ,Kaaleborn, hei häste dinge Zentralverschluss widder (dieser war vor seinen Füßen gelandet) und unne in Ade (Adenau) leit dinge Raad.ʻ
Das Rad war tatsächlich in hohem Bogen die Böschung nach Adenau hinunter geflogen. Heute kann ich über den Streckenposten nur lachen, damals war ich vollkommen frustriert und richtig sauer.“
Auch ein Jahr später zerschlugen sich Kalenborns Formel 2-Hoffnungen auf der Nordschleife: Aus nach drei Runden durch einen Getriebeschaden.
Zurück nach Mallorca: Seit Mitte der Saison 1982 hatte Kalenborn für alle Meisterschaftsläufen auf Mallorca gemeldet. 1983 gewann er die Serie. Auch im Folgejahr holte sich Kalenborn beim Abschlussrennen am Puig Major den Gesamtsieg. Und damit machte er auchInsel-ansässige Unternehmen auf sich aufmerksam. „Die Preisgelder für die drei Erstplatzierten bei der Balearischen Bergmeisterschaft lagen damals zwischen 200 und 300 Mark. Das reichte oft gerade für das gemeinsame Abendessen nach der Preisverleihung”, erinnert sich Kalenborn und schmunzelt. Ein Werbe-Sponsoring am Fahrzeug war damals die einzige Möglichkeit, diesen finanziellen Aderlass zu mildern. Als einer der ersten deutschen Rennsport-Mäzene auf Mallorca ließ der ehemalige „Mietwagenkönig” Hasso Schützendorf sein Firmenlogo auf Kalenborns Rennwagen anbringen. Auch für die ehemalige Fluggesellschaft LTU war Kalenborn Werbeträger.
2002 wurde Kalenborn zum letzten Mal balearischer Bergmeister – im stolzen Alter von 62 Jahren. Drei Jahre später ging er am Puig Major zum letzten Mal an den Start: mit einem Radical V8.
Seit 2014 erinnert eine vom Balearischen Motorsportverband „Serra Tramuntana“ aufgestellte Gedenktafel an die sportlichen Erfolge des Deutschen.
Rafael Abraham, Präsident des Balearischen Motorsport-Verbandes, brachte es in der damaligen Laudatio auf den Punkt: „Kalenborn ist ein charismatischer und bekannter Pilot. Er wird geehrt, weil er neben seinen großen sportlichen Erfolgen besonders durch sein vorbildliches Auftreten auf Mallorca und seine Hilfsbereitschaft den Kollegen gegenüber immer beliebter wurde. Helmut war niemals ein Aufschneider oder Prahlhans.
Neid oder gar Missgunst kannte er nicht. Im Gegenteil, obwohl er sich anfangs oft nur durch Gesten oder einzelne aufgeschnappte spanische Wörter ausdrücken konnte, bot er jedem Piloten seine Hilfe an. Und das waren nie leere Versprechen. Etliche Ersatz- und Zubehörteile für die oftmals zu Rennwagen aufgebauten Kleinwagen, aber auch seltene oder hochwertige Rennsport-Ausrüstung, die damals schwer zu beschaffen waren, gelangten dank Helmut nach Mallorca. Außerdem war er ein großartiger Botschafter der Balearen gewesen, da er ja mit der spanischen Lizenz für Mallorca startete. Alle Mallorquiner waren dankbar und froh, dass sie ihn hatten, und durch das Denkmal ist Kalenborn, auf der Insel auch ,Don Helmutʻ genannt, unsterblich geworden.“
König: „Nach Ende seiner Karriere gibt Helmut – seit kurzem auch auf interkulturellen Straßen – wieder ordentlich Gas. So zündete er den Motor für eine mögliche Städtepartnerschaft zwischen seinen beiden Heimatgefilden an, der Gemeinde Swisttal in Nordrhein-Westfalen, in der der gelernte Automechaniker die erste Lebenshälfte verbrachte, und der Gemeinde Llucmajor, in der er viele Jahre lebte.“ Auslöser dafür war das „Goldene Buch“ der Gemeinde Swisttal, in das sich Kalenborn eintrug. „Helmut ist für unsere Gemeinde eine Art Ehrenbürger”, sagte Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, „und für Helmut war, wie ich hörte, der Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips ein Idol. Ich erfuhr auch, dass unser Swisttaler Mitbürger ehrfurchtsvoll als Mechaniker am privaten Porsche des Grafen gearbeitet hat.“ Und sie ergänzt: „Es ist aber auch beeindruckend, dass ein Rennfahrer aus dem flachen Swisttal so erfolgreich Bergrennen bestreitet. Besondere Anerkennung verdient aber das soziale Engagement von Helmut und sein Wirken für den Rennfahrernachwuchs. Deshalb ist sein Eintrag ins Goldene Buch eine von vielen Auszeichnungen und Ehrungen, die dem untadeligen Rennfahrer und großem Sympathieträger im Laufe seines Lebens zuteil wurde.“
Gregor König bedankt sich bei Helmut und bemerkt: „Alle Rennsportfans in der Region wissen, dass es nur einen König von Mallorca gibt. Und der heißt nicht Jürgen Drews, sondern Helmut Kalenborn.“

Auch notiert
Zwei Männer der „Alten Garde“, die deutsche Formel-1-Reporter-Legende Hartmut Lehbrink, und der erfolgreiche „Gentleman-Driver“, Dieter Streve-Mülhens, folgten ebenfalls der Einladung. Sie hatten Graf Trips seit Ende der 1950er-Jahre in zahlreichen Rennen „hautnah“ erlebt. Und beide „Graf Trips-Freunde“ sahen „live“ den Sportwagen-WM-Lauf 1961 auf dem Nürburgring, als Trips mit dem 246SPer nach großer Aufholjagd noch Dritter zusammen mit Olivier Gendebien und Richie Ginther wurde.
Lehbrink, einer der profundesten Rennsport-Fach-Journalisten und Buch-Autoren, äußerte: „Trips genoss zu seiner Zeit eine ausgesprochene Verehrung. Sein Tod löste im September 1961 in Deutschland große Bestürzung aus, die ganze Nation war untröstlich. Wer damals betroffen war, für den schwingen heute im Nachhall des Begriffs ein paar ganz altmodische Tugenden mit: Integrität, Fairness, Ritterlichkeit.“ Dieter Streve-Mülhens ergänzte: „Ich bin mir sicher, dass Trips keine Autorennen fuhr, um reich und berühmt zu werden, sondern weil es wunderbar ist, mit Anstand und Noblesse in einem fairen Kampf zu siegen.“
Anschließend kündigte Gregor König einen besonderen Programmpunkt an: Charity für Kinder. Luca Ludwig stellte für diese Spenden-Aktion ein persönliches Rennfahrer-Equipment zur Verfügung. Dieter Streve-Mülhens bekam den Zuschlag. Die Spende wird dem Kinderkrankenhaus und dem Kinderheim Sankt Augustin überwiesen. Luca Ludwig sagte zu Dieter Streve-Mülhens: „Sodann möchte ich mich bei Ihnen noch einmal für Ihr großartiges Engagement bedanken. Dass wir spontan diese großzügige Spendensumme erzielen konnten, ist einfach fantastisch und wird lange in Erinnerung bleiben. An erster Stelle sind es die Kinder der Heime, deren Leben wir damit vielleicht ein kleines Stück verbessern können.“

Die Fotos zur Untermalung der Gesprächsrunden stellte Nils Ruwisch mit bisher meist unveröffentlichten Motiven aus seinem Privat-Archiv zur Verfügung.
Das diesjährige Trips-Event sprach die Besucher auch deshalb an, weil die bis dato größte Foto-Ausstellung zum Ferrari 246SP zu sehen war. Zeitzeuge Bernhard Völker hatte mehrere seiner originalen Aufnahmen vom Nürburgring-Rennen 1961 zur Verfügung gestellt. Zudem waren Trips-Motive des bekannten, von Maria Rey 1925 gegründeten Horremer Foto-Unternehmens Hilgers-Rey, zu sehen. Gerd, Sohn des Fotografen Günter Peter Hilgers, hatte in den vergangenen Jahren die Trips-Stiftung immer wieder mit Bildmaterial des Grafen und der Familie Berghe von Trips unterstützt.
Besonderes Interesse fand eine vom Kölner Künstler „DeDu“ gestaltete Collage, die Graf Trips auf seinen Siegesfahrten in den Anfangsjahren seiner Karriere zeigt.
Groß und klein: Auf einem Beistelltisch neben dem 246er Ferrari stand ein limitiertes Modell des legendären Rennwagens in der Größe 1:12 – eine Rarität, denn die Produktionsnummer war die 001. Zusammen mit der Miniatur vermittelte ein originaler sizilianischer Siegerpokal von Graf Trips Targa Florio-Flair …
Auf dem Schlossgelände fanden Sportwagen von Porsche, BMW, Mercedes, Maserati sowie der Marken-Clubs TVR und Marcos GT das Interesse der Gäste. Zusätzlich war der Trips’sche Ausstellungsraum im Haupthaus des Schlosses geöffnet.
Mini-Renn-Karts hatte Alexander Geier, Geschäftsführer der Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips, Kart-Club Kerpen e.V. im ADAC., von der Manheimer Kartbahn nach Loersfeld gebracht.

Das Team von „Oldtimer Radio“ war durch den bekannten Rennsport-Experten Wolfgang Schreier vertreten.
Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, sich Autogramme der Rennfahrer zu besorgen.
Durch umfangreiches Bild- und Textmaterial hatten die Gäste die Möglichkeit, sich über den präsentierten Ferrari 246SP, über die Aktivitäten der Trips-Stiftung und der Scuderia Colonia zu informieren.
Für Literatur-Fans offerierte die Stiftung eine Auswahl von Graf Trips-Büchern, Formel 1-Bildbänden und weiteren Rennsport-Titeln.
Thomas Bellefontaine, seit 2017 Ratsmitglied der Trips-Stiftung und ambitionierter, bewährter Mit-Organisator der Trips-Events und der jährlichen Graf Berghe von Trips-Gedächtnisfahrt, sagte: „Diesmal sind wir aufgrund der starken Besucher-Resonanz personell und räumlich an unsere Grenzen gestoßen. 300 Gäste waren hier, so viele Besucher hatten wir gar nicht erwartet. Wir sind aber sicher, dass alle auf ihre Kosten gekommen sind.“

Text: GSH
Fotos: Claus Riensche (9), Manfred Hogreve (3), Bernhard Völker (3), Frank Kick (2), Jason Stuart Wright (1)