
„Der olympische Friede – Anspruch und Wirklichkeit einer Idee“, so lautete das Thema, mit dem Andreas Höfer, heute Leiter des „Deutschen Sport und Olympia-Museums“ in Köln zum Dr. Phil. promovierte. Ein Mann, der von Motorsport kaum Ahnung hat, leistete sich ein Trips-Portrait voller gravierender Fehler, sowohl sachlich als auch orthografisch. Trips in der Nachkriegszeit ein Vorbild für die Jugend, wird durch einen Hinweis im Vorspann zum Artikel von Dr. Höfer auf der Internet-Seite der „Hall of Fame“ der Stiftung Deutsche Sporthilfe sogar mit dem „Dritten Reich“ in Verbindung gebracht. Demzufolge seine diesbezügliche Einstellung nun der Prüfung durch eine „Expertenkommission“ obliegt. Dass damals alle Jungen in seinem Alter Mitglied der Hitler-Jugend sein mussten, verschweigt er. Der Platz des Grafen von Trips in der „Hall of Fame“ des deutschen Sports – hier sind auch Walter Röhrl und Michael Schumacher verewigt – wird von Dr. Höfer in Misskredit gebracht, denn sein „übles Nachtreten“ – anders kann man es nicht bezeichnen – wurde ausgerechnet hier veröffentlicht.
„Hall of Shame?“
Dr. Höfer hätte `mal Enzo Ferrari oder Fürst Metternich zitieren sollen. Das sei hiermit getan: „Von Trips war ein Junge von echter Noblesse und großzügigem Wesen. Er war de letzte Nachkomme einer adligen Familie; er war ein echter Edelmann. Im Grunde liebte er alle Sportarten, ganz besonders aber den Rennsport. Als Fahrer war er ein genauso vollendeter Herr wie in seinem täglichen Umgang. Ein unglaublich schneller und schneidiger Fahrer, der mit Kühnheit alle Wagnisse nahm, ohne je das leicht melancholische Lächeln zu verlieren, das sich stets auf seinem sehr feinen Gesicht spiegelte:“ So Enzo Ferrari über den Piloten, der ihm besonders nahestand. Zitieren möchte ich auch Paul Alfons Fürst Metternich, damals Präsident des Automobilclubs von Deutschland: „Graf Trips war der fairste Sportsmann. Er ist über sich hinausgewachsen, tapfer, voller Talent, liebenswürdig, charaktervoll und auf der Höhe seines Ruhms bescheiden. Er war ein Vorbild für die Jugend.“
Nur ein Beispiel: Bei der Mille Miglia 1957 hatte Enzo Ferrari zu verstehen gegeben, dass ein Sieg des 51jährigen Piero Taruffi doch ein idealer Übergang in dessen Privatleben sei. Der führende Italiener musste die letzten Kilometer im Schongang zurücklegen, da sein Ferrari 315S nicht mehr „rund“ lief. Graf Trips lag direkt hinter ihm und hätte locker überholen können, blieb aber hinter ihm. Anschließend sagte er:“ Ich wollte dem alten Herrn den Sieg überlassen, schon aus Respekt gegenüber Enzo Ferrari“. In einem Interview mit der Illustrierten „Kristall“ erklärte Trips hierzu später: „Es war auch, weil sein Wagen nicht mehr richtig lief. Es war kein fairer Kampf mehr.“

Dr. Höfers Darstellung vom tödlichen Trips-Unfall beim Rennen in Monza, am 10. September 1961, ist nur ein Beispiel dafür, dass er vom Motorsport kaum Ahnung hat, unabhängig von Fehlern wie Jim Clarke statt
Clark sowie weiterer zahlreicher falscher Daten, Fakten und Sachverhalte. Und da gehen wir einmal ins „Eingemachte“. Ich zitiere Jim Clark, als er sich mit mir 1968 vor seinem Unfall in Hockenheim über das
tragische Monza-Ereignis unterhielt: „Der vor mir liegende Trips musste mit seinem etwas trägeren Ferrari die Curvetta früher anbremsen als ich. Mit meinem leichteren Lotus sah ich eine Chance, noch links an
ihm vorbei zu fahren, als er ebenfalls nach links zog. So geriet ich mit meinem rechten Vorderrad über sein linkes Hinterrad. Ein fatales Missverständnis.
Dr. Höfer schreibt, Trips hätte Clark(e) überholen wollen. Völlig falsch recherchiert! Auch die anschließende Darstellung eines „Kollateralschadens“ sowie der ausführliche Exkurs in die Straßen-Unfallstatistiken von 1961 und 2023 haben in der Vita eines Mannes der im Straßenverkehr vorbildlich war und sich stark für mehr Verkehrssicherheit engagierte, nichts zu suchen. Ausdrücke wie „Vehikel zum Selbstmord“, „hochgezüchtete Blechkisten“ oder das Drama von Le Mans 1955 gehören nicht in diesen Lebenslauf.
Die Verbindung des Großen Preises von Deutschland 1936 mit dem deutschen Kampfgeist und der Überlegenheit der Silberpfeile von Mercedes und Auto Union gegenüber den Italienern, um letztendlich Adolf Hitler Ehre zu machen, sowie der anschließende Hinweis auf die NSDAP-Mitgliedschaft seines Vaters, Graf Eduard, 1937/38, jedoch nur als Mitglied ohne jegliche politische Aktivität, der nicht entnazifiziert werden musste, nimmt Dr. Höfer als Vorspann, die Tagebücher von Wolfgang Berghe von Trips zu durchleuchten. Leider meistens aus dem Zusammenhang gerissen und somit Sinn-entstellend! Wie für alle Jugendlichen
seines Alters war die Mitgliedschaft von Trips in der Hitler-Jugend verpflichtend. Natürlich hatte man der Jugend gewisse Ideale eingeimpft. Dass Trips stolz gewesen sei, wenn „unsere Flieger kamen“, hing einfach damit zusammen, dass er sich für Kampfflugzeuge interessierte und ergo glücklich war, als er als Deutschlands bester Rennfahrer auf der Bitburg Air Base von US-Major „X Charly“ Davies zu einem Mitflug in der T-Version einer F-1oo Super Sabre eingeladen wurde. Es war ein gewittriger Tag, und Davies durchbrach das Wolkengebräu, um in entsprechender Höhe kurzfristig mehr als Mach 1 zu fliegenden – Trips wurde daraufhin in den „Club der Überschall-Männer“ aufgenommen.
Wolfgang Graf Berghe von Trips als Lichtgestalt des Deutschen Sports in Frage zu stellen, mag die persönliche Meinung von Dr. Andreas Höfer sein. Das gipfelt an anderer Stelle mit seinem eingefügten Zitat des Filmkritikers Wolfgang M. Schmitt darin, dass Heldenerzählungen immer ein „Flirten mit der Lüge“ sei (Publikation „Geschichte im Westen“ 39/2024). Dr. Höfers geradezu peinliche Darstellung, in meinen Augen eine üble Nachrede, hätte er `mal besser für sich behalten. Für die Anhänger des Motorsports und somit auch für meisten CURBS-Leser war und ist „Taffy“ ein ganz Großer.
Jochen von Osterroth in Curbs Nr. 65/Fotos: Gräflich Berghe von Trips‘sche Sportstiftung
Siehe auch: http://www.foedischf1.de